Sind die Sorgen zur US-Schuldenobergrenze berechtigt?

Um es klar zu sagen; Nein das sind sie nicht! In meinem heutigen Beitrag beschäftigen wir uns mit einem aktuell sehr häufig diskutierten Thema, nämlich der Frage, ob die USA vor einem Bankrott stehen und somit die gesamte Welt ins Chaos stürzen.
 
Zunächst einmal sollte man sich als Anleger egal ob im Wertpapier-, Immobilien- oder Rohstoffmarkt einer Sache immer bewusst sein: Es gibt nie ruhige Zeiten! Da müssen wir derzeit nur einen Blick in die Nachrichten werfen, wo über eine Staatspleite der USA, den Zusammenbruch der Banken oder über eine mögliche Eskalation in Taiwan diskutiert wird. 
 
Dieses Vorgehen der Medien ist geplant UND gewollt. Zur Erinnerung, vor einem Jahr haben uns andere Sorgen begleitet, wie eine mögliche russische Offensive auf NATO-Staaten, einer nicht enden wollenden Inflation oder aber eines Dieselpreises der hierzulande gar nicht mehr unter 2,00 € pro Liter fallen konnte. Und heute ein Jahr später… ist von diesen Sorgen nicht mehr viel zu spüren oder gar zu lesen. So funktioniert die Welt der Medien.
 
Jedoch sind solche Ängste, auch wenn sich das merkwürdig anhören mag, ein gutes Zeichen für Anleger, weil sie den Start eines neuen Bullenmarktes, also eines neuen positiven Marktumfeldes für Aktien einläuten. Sir John Templeton, seines Zeichens einer der erfolgreichsten Anleger den es jemals gab, sagte einst: „Bullenmärkte werden im Pessimismus geboren; sie wachsen bei Skepsis, reifen im Optimismus und sterben bei Euphorie.“ Wenn man heute Experten hinsichtlich ihrer Markteinschätzung befragt und sich hierzu die mediale Berichterstattung ansieht fällt es einem schwer zu glauben, dass wir nicht mitten im Pessimismus stecken.
 

US-Schulden als falsche Angst

Und in diese Stimmungslage reiht sich auch das Thema der US-Schuldenthematik ein. Kurz zur Einordnung, worüber wir hier konkret sprechen. Die Schuldenobergrenze ist eine gesetzlich festgelegte Obergrenze, wie viel Geld sich der Staat leihen darf. Ihr Ursprung stammt aus der Zeit des ersten Weltkrieges, wo für jede neue Schuldenaufnahme ein Kongressbeschluss notwendig war. Da in Kriegszeiten jedoch ständig Geld benötigt wurde, war es sehr hinderlich für jede zusätzliche Ausgabe einen neuen Beschluss zu erlassen, weshalb 1917 die Schuldenobergrenze ins Leben gerufen wurde. Diese Grenze erlaubte es dem Finanzministerium schnell und unbürokratisch Gelder zu leihen; jedoch nur bis zur festgelegten Obergrenze. Seit damals wurde schon weit über hundertmal diese Obergrenze angehoben.
 
Nun gibt es viele Stimmen, die vor einem drohenden Zahlungsausfall warnen, wenn diese Grenze nicht angehoben wird. Das ist schlichtweg falsch. Selbst wenn die Schuldenobergrenze nicht angehoben werden sollte, führt das nicht direkt zu einem Staatsbankrott. Ganz konkret bedeutet ein Zahlungsausfall, dass fällige Schulden oder Zinszahlungen nicht mehr geleistet werden können. Es wird vergessen, dass man Schulden relativ einfach refinanzieren kann bspw. durch die Ausgabe neuer Schuldverschreibungen z. B. Staatsanleihen. Die Sorge des Zahlungsausfalls wäre daher nur realistisch, wenn die Gefahr bestünde, dass niemand diese Anleihen kaufen würde. In der Vergangenheit waren diese jedoch immer dreifach überzeichnet, was bedeutet auf eine Anleihe kamen drei Anleger, wodurch immer mehr Nachfrage als Angebot bestand. Das würde sich vermutlich nur ändern, wenn sich die Bonität der USA als Volkswirtschaft verschlechtern würde, doch hiervon kann aktuell keine Rede sein, betrachtet die Stellung der USA in der globalen Marktwirtschaft.
 
Und wie sieht es bei den Zinszahlungen aus? Diese sind durch steuerliche Einnahmen zu jedem Zeitpunkt gedeckt. In der Vergangenheit erreichten die Zinsen im schlimmsten Monat einen Anteil von ca. 30 % der kompletten Steuereinnahmen, was bedeutet, dass zu jedem Zeitpunkt die Zinszahlungen gewährleistet waren und es auch bleiben. Dies wird sogar noch untermauert, da das Finanzministerium aufgrund des 14. Verfassungszusatzes den Zinszahlungen Vorrang vor allen anderen Ausgaben einräumen kann.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die aktuellen Diskussionen eher politisch getrieben, als wirtschaftlich relevant einzustufen sind. Man kann schon heute erkennen, dass der Präsidentschaftswahlkampf seine Schatten vorauswirft. Es lohnt sich ein Blick in den Rückspiegel: Der US-Kongress hat die Schuldenobergrenze seit 1917 bereits über hundertmal angehoben, meist sogar erst als die ursprüngliche Frist bereits verstrichen war. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch; es ist durchaus vorstellbar, dass die mediale und politische Stimmung kurzfristig zu Schwankungen am Aktienmarkt beitragen kann. Es reicht jedoch nicht aus um den positiven Trend der globalen Wirtschaft ins Wanken zu bringen. Aktien haben diese Entwicklung bereits eingepreist und erholen sich meist schneller als von den meisten Experten erwartet.